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Bildungsurlaub in der Westtürkei

Izmir # Ephesus # Pergamon # Marmaric

Studiengruppe „Prinz Jogann Georg von Sachsen“ unterwegs

Unter Leitung von Dr. Nurettin Alphan Tuncer und mit Unterstützung von Dr. Stephan Theilig, Dr. Mieste Hotopp-Riecke, Ammar Awaniy sowie weiteren Aktiven des ICATAT absolvierte die Studiengruppe ein abwechslungsreiches Programm an vier Orten in der Westtürkei. Historisch bewegten wir uns auf den Spuren des Architekten Bruno Taut, des Dichters Nâzim Hikmet (dem Urenkel des Mehmed Ali Pascha aus Magdeburg) sowie von Reisenden, die schon lange vor uns in Izmir weilten. Da wären zum Beispiel der altmärkische Theologe Pastor Christoph Wilhelm Lüdeke, der maßgeblich beim Aufbau der deutschen Gemeinde von Smyrna beteiligt war, und Friedrich Naumann, der Leibkoch des deutschen Kaisers Wilhelm II., dessen Beteiligung an des Kaisers Orientreise 1898 von Dr. Stephan Theilig dokumentiert wurde im Buch „Das Tagebuch des Friedrich Naumann. Reisebeschreibungen eines kaiserlichen Leibkochs“ (mit Michael Röling, Freiburg i.Br.: Rombach, 2015). Naumann war 125 Jahre vor uns in Smyrna, um auf dem Wege nach Palästina für den kaiserlichen Reise-Hoftstaat Proviant zu laden. Den augenzwinkernd-historischen Reisegruppen-Titel „borgten“ wir uns von Prinz Johann Georg von Sachsen, der als Reisender und Sammler ebenfalls in Smyrna, heute Izmir, weilte und auch Ephesus besuchte.

Was wir lernten

Die Westtürkei und in ihrem Mittelpunkt, die Metropole Izmir am ägäischen Meer, gehört zu den beliebtesten Reisezielen vieler Türkeiurlauber*innen. Der Region um Izmir kommt aber auch eine wichtige soziale und politische Bedeutung zu. Die weltoffene Region gilt als die Hochburg westlich orientierter, liberaler Kräfte und wird seit Jahren durch die Oppositionspartei CHP (Republikanische Volkspartei) regiert. Hier befindet sich eines der wichtigsten Zentren der türkischen Umwelt‐, Frauen- und Menschenrechtsbewegung, die sich entschlossen gegen das neokonservative, neoliberale Projekt der AKP (Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung) von Recep Tayyip Erdoğan stellen.

Auf unserer Studienreise lernten wir in zahlreichen direkten Begegnungen mit Aktivist*innen aus der Umwelt‐, Frauen‐ und Menschenrechtsbewegung sowie der Kunst- und Kulturszene die gesellschaftlichen Dynamiken und Konflikte in der Türkei und die lokalen Initiativen für eine umweltfreundliche, emanzipatorische und partizipative Zukunft näher kennen. Wir danken sehr herzlich für die offenen Diskussionen unseren Gesprächspartner*innen von: Frauen-Plattform Dikili, Grüne Linkspartei Izmir, Republikanische Volkspartei Izmir, Frauen-Plattform Izmir, Junge LGTBİ+ Bewegung Izmir, Pergamon / Bergama-Umwelt-Plattform, an die Teams der Izmir Kultur- und Kunst-Fabrik, der Rockbar Dinozor, der vielen Kaffees in Alsancak und alle herzlichen engagierten klugen Menschen vor Ort.
Wir diskutierten untereinander und anhand von Kurzreferaten folgende Fragen: Wie wirkt sich der neoliberale und neokonservative Wandel der Türkei unter den AKP‐Regierungen, die Gentrifizierung der Innenstädte und die Inwertsetzung öffentlicher Räume auf das Leben der Bürger*innen vor Ort aus? Welche Strategien in kultureller Bildung, Empowerment und internationaler Vernetzung entwickeln die Menschen gegen diesen Homogenisierungsdruck? In welche Richtung entwickelt sich das sozio‐kulturelle und politisch‐ökonomische Klima der Metropolregion? Welche Rolle spielen Faktoren wie die Globalisierung und die Migrations- bzw. Fluchtbewegungen aus dem Irak und Syrien? Kann Izmir ein Zukunftsbeispiel für eine „neue“ demokratisch orientierte, umweltbewusste, partizipatorische Türkei sein und eine Leuchtturmfunktion übernehmen?

Zielgruppe
Mitreisende kamen aus Bayern, Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt aus beruflichen Zusammenhängen zwischen Kultur, Medien, Soziologie, Wirtschaft, Recht und Orientalistik.

Das Seminarprogramm lief vom 6. bis  10. November 2023

Informationen über office@icatat.de und https://www.bildungsurlaub.de/seminare/seminar_tuerkei-kulturelle-bildung-und-zivilgesellschaft-begegnungsreise_241-158564.html

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Wolgakinder. Lesung mit Gusel Jachina

Das Literaturhaus Magdeburg und das ICATAT heißen die tatarische Bestseller-Autorin Gusel Jachina herzlich willkommen! Räxim itegez!Jachina_Plakat_MD-Okt_2019lkj.jpg

 

DIE tatarische Bestseller-Autorin Gusel Jachina stellt ihr neues Buch im Magdeburger KreativZentrum vor.

„Ihr Buch mit dem deutschen Titel „Wolgakinder“ (Original „Deti moi“ = „Meine Kinder“) ist das zweite Buch der Erfolgsautorin. In ihm begibt sie sich auf die Spuren der Wolgadeutschen. „Ich stamme selbst aus Kasan, der Stadt an der Wolga“, erzählt sie. An der Kasaner Universität studierte sie Germanistik, absolvierte ein Auslandssemester in Bonn. „Ich interessiere mich für die deutsche Kultur und Sprache, habe viel mit deutschen Kollegen zusammengearbeitet. Daher wollte ich etwas über die Deutschen machen“, so Jachina.

In ihrem Debütroman „Suleika öffnet die Augen“, der 2015 erschien, zeichnet sie das Leben ihrer tatarischen Großmutter nach, die 1930 im Rahmen der Entkulakisierung nach Sibirien deportiert wurde. Suleika ist von ihrem Ehemann schwanger, der jedoch noch vor Beginn der Deportation von einem Soldaten im Wald getötet worden war. In einem Arbeitslager an der Angara bringt sie das Kind zur Welt. Nach einer langen Zeit der Enthaltsamkeit beginnt sie in dem Lager schließlich eine Liebesbeziehung mit dem Mörder ihres Mannes.

Zwei Väter

Auch „Wolgakinder“ ist ein historischer Roman, der die Situation in der Wolgarepublik im Zeitraum 1916 bis 1938 beschreibt. Der Lehrer Bach, zu Beginn des Romans etwa 30 Jahre alt, hat eine tragische Liebschaft mit einer jungen Frau. Ein neugeborenes Mädchen, von dem er nicht genau weiß, ob es seine eigene Tochter ist, zieht er alleine auf. Eines Tages taucht auf seinem Bauernhof ein kasachischer Waisenjunge auf.  Bach wird auch für ihn zu einem Ziehvater.

Die Geschichte erzählt von zwei Vätern: der Hauptheld mit seinen beiden Pflegekindern und Stalin, der ‚Vater der Völker‘ genannt wurde“, sagt Jachina. Es geht um die Beziehung Stalins zu den verschiedenen Volksgruppen, aber auch der Völker untereinander. „Die Wolgarepublik befand sich an der Grenze zum heutigen Kasachstan. Nomaden überfielen die deutschen Kolonisten häufig. Die Kasachen hielten das Gebiet der Wolgarepublik für ihr Land.“ (Deutsche Allgemeine Zeitung, Almaty, Kasachstan)

Gelesen werden Passagen aus „Wolgakinder“ auf deutsch von Annabelle Leip. Rahmung, Moderation und Diskussion mit Gusel Jachina / Guzel Yakhina übernehmen Sarah Thäger (Literaturhaus Magdeburg) und Dr. Mieste Hotopp-Riecke (ICATAT) sowie Enver Ibrahimogli (Saxophon).

Eine Koproduktion mit Unterstützung der .lkj) Sachsen-Anhalt e.V., des Fördervereins der Schriftsteller, von Meridian e.V., der Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland sowie Tatarlar Deutschland e.V. und der Gesellschaft für OSTEUROPA-FÖRDERUNG e.V. u.a.

Einen Beitrag von Deutschlandfunk Kultur hören Sie hier und einen Beitrag des ZDF von der Buchmesse Frankfurt „Auf dem Blauen Sofa“.

 

Meetings

ICATAT-Sommer-Colloquium 2019

(an der Ernst-Moritz-Arndt-Univesität Greifswald), Thema:

„The Hidden Orient. Deutsch-tatarische Lebenswelten zwischen Wolga, Dobrudscha und Baltikum“

Im Rahmen des jährlichen Hiddensee-Colloquiums des Instituts für Caucasica-, Tatarica- und Turkestan-Studien (Magdeburg/Berlin) gestalteten, diskutierten, reflektierten Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Autor*innen Themen zwischen Interkulturgeschichte, Kunst und Literatur.

  Arbeitsschwerpunkte 2019 auf Hiddensee waren:

  • Die Denkarbeiten, Interviews und Recherchen für den ICATAT-Hiddensee-Sammelband werden weitergehen: 2020 sind wir zum 10. Mal auf Hiddensee und werden im Henni-Lehmann-Haus, der Inselbibliothek, und im Kurshaus der Biologischen Station das Manuskript unseres Buches präsentieren (Drucklegung und u. Präsentation Buchmesse Leipzig 2021). Weitere Ideenfindung für Buchpräsentation in Tatarstan und Polen anläßlich 10. Jubiläum des Protokolls von Hiddensee der internationalen Forschungsgruppe „Tatars, Germans and European Identity“ vom 2.-9. Juli 2011, Biologische Station Hiddensee, mitunterzeichnet von Kollegen aus Polen, der Russländischen Föderation / Republik Tatarstan und der Ukraine / Republik Krim).
  • Rückblick und Evaluation zur ICATAT-Bildungsreise „Rumänien – Eine Wiege des Islam in Europa“. Aus unserer diesjährigen erfolgreichen Bildungsreise resultieren zwei neue Kooperationsverträge: 1. Mit dem Institut für Turkologie u. Zentralasien-Studien der Babeş-Bolyai-Universität von Klausenburg (Cluj-Napoca), 2. mit der Assoziation “ANTICUS“ Constanta.
  • Planung und Recherchen zur ICATAT-Bildungsreise 2020 „Mare Balticum Tataricae“. Auf dieser Bildungsreise führt uns 2020 der Weg auf den Spuren der Preußen und Tataren von Danzig über Königsberg, Memel, Troki, Vilnius und Riga nach Tallin (Zu Gast bei: Tatarische Moschee-Gemeinde & Bibliothek Danzig; Redaktion „Życie tatarskie (Tatarisches Leben)“ in Bohoniki/Kruszyniany; Tatarisches Kulturzentrum „NUR“, Klajpeda; Karaimische Gemeinde Trakaj; Imam der Moschee Kaunas; Tatarisch-Baschkirische Assoziation „Idel“, Riga; Vereinigung der Deutschen Estlands; Tatarisches Kulturzentrum YULDUZ Tallin, v.a.m.).
  • Letzte Korrekturarbeiten, Planung Lesungen & Vertrieb unseres aktuellen Buches in Kooperation mit der Landesvereinigung kulturelle Kinder- u. Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V. „Der Pascha von Magdeburg. Der Orient in Mitteldeutschland“.
  • Beteiligung als institutionelles Mitglied der Gesellschaft für Turkologie, Osmanistik und Türkeikunde (GTOT) an deren Mitgliederversammlung am Afrika-Asien-Institut der Universität Hamburg, 7. September 2019.
  • Planung der ICATAT-Buchpräsentationen im Roten Rathaus Berlin in Kooperation mit der Gesellschaft für Osteuropa-Förderung, der GTOT, der Akademie der Wissenschaften Tatarstans und dem Institut für Turkologie der Freien Universität Berlin (I./II. Quartal 2021).

Für die Fotos ein herzliches Dankeschön an ICATAT-fellow Kiraton!

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„Der Koran des Gerhart Hauptmann“

soiree-fb.jpgPoetisch-musikalische Soirée im Henni-Lehmann-Haus auf Hiddensee

Im Rahmen des jährlichen Hiddensee-Colloquiums des Instituts für Caucasica-, Tatarica- und Turkestan-Studien (Magdeburg/Berlin) gestalten Künstler, Autoren und Wissenschaftler am Sonntag, d. 5. August ab 18:30 Uhr einen Hauptmann-Abend der besonderen Art: Lesungen und Referate wechseln mit Liedern und Melodien zum Thema Gerhart Hauptmann und der Orient.

Wenn ich könnte, würde ich Ihnen, Meister, den allerschönsten Rosengarten Allah´s zu Füßen legen.“ Diese Zeilen an Gerhart Hauptmann schrieb die ungarisch-ägyptische Prinzessin und spätere Frauenrechtlerin Djavidan Hanim 1943. Frei nach diesem Motto möchte ein kurzweiliger, abwechslungsreicher Abend nicht ohne Tiefgang und Ehrfurcht vor dem großen Dichter thematisch und geographisch Zugänge suchen, die sich aus interdisziplinären Bereichen zwischen Musikethnologie, Literaturwissenschaft und Turkologie speisen. Aus der schlesischen Sagenwelt kommend über orientalische Frauenpower bis zu türkischen Doktorarbeiten über das Hauptmann-Œuvre reicht das Kaleidoskop von Texten und Liedern, die diesen Abend füllen.

Die schlesische Bergwelt mit ihren dutzenden Tatarenmythen wie „Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt“ oder „Der Tartarenkopf am Schlosse Ratibor“ hat gewiss die Fantasie vieler Generationen von schlesischen Kindern beflügelt, so womöglich auch die des jungen Gerhart Hauptmann. Die Texte und Lieder streifen diese Sagenwelt und schauen auf die islamisch-deutsche Interkulturgeschichte von Schlesien und Ostpreußen, um sich dann den orientalischen Genüssen in der Gastronomie, Kultur und Mode sowie den Exotismen in Werken der literarischen Bohéme zuzuwenden. Mit der Modewelle á la Turca einhergehend konvertierten erste Deutsche zum Islam. Auch Gerhart Hauptmann äußerte Gedanken, zum Islam überzutreten, ließ sich von Koran-Suren inspirieren und pflegte Briefwechsel mit arabischen Intellektuellen. Woher stammt Hauptmanns handgeschriebener Koran, für den sich 70 Jahre lang niemand interessierte? Wer waren Harut und Marut? Diese Fragen und andere Überlegungen, seine spätere Bekanntschaft mit der ungarisch-ägyptischen Prinzessin Djavidan Hanum, seine Begeisterung für den aserbaidschanischen Weltenwandler Essad Bey und alle weiteren Themen des Abends werden aufgelockert / illustriert mit thematisch relevanten Musikeinheiten aus deutscher, tatarischer und türkischer Klassik sowie Gedichten aus dem Umfeld von Hauptmann und vom großen Dichter selbst.

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Den Abend gestalten Dr. Mieste Hotopp-Riecke als Kurator (Turkologe, Leiter des ICATAT) sowie Ildar Kharissov (Musikethnologe, ICATAT),  Marion Magas (Autorin, Kulturwissenschaftlerin, Hiddensee),  Henry Mertens (Licht-Designer/Filmemacher/Bildgestalter; Hochschule Anhalt, Dessau; ICATAT-Fellow) und Carsten Bürger (Bildhauer, Fotograf; Dresden). Eine Pressemitteilung und Info-Flyer finden sich hier als PDF-Datei zum download.

Ein Rückblick  von Dr. Abu Bakr Rieger in der Islamischen Zeitung:

Meetings

Finissage „Beyond the Tartaros / Jenseits des Tatarenturms“

Montag, 02. Juli  2018

Lesung, Führungen und Vorträge anlässlich Finissage in der Otto-von-Guericke-Universitätsbibliothek

Im Rahmen der Ausstellungs-Finissage Jenseits des Tatarenturms / Beyond the Tartaros findet am 2. Juli 19:30 eine Lesung statt mit Stefan Weidner und seinem Buch „Jenseits des Westens“. Dem voran gehen Ausstellungsführungen und Vorträge. Der Tatarenturm von Magdeburg steht für die Angst vor den Fremden, vor „Ungläubigen“ aus dem Osten. Doch kurze Interkulturgeschichten und Exponate illustrieren auch die befruchtenden Facetten von Kunst, Wissenschaft und Alltag zwischen dem Orient und Mitteldeutschland.

Ein besonderer Gast der Finissage ist Stefan Weidner. Mit seinem neuen Buch „Jenseits des Westens“ plädiert Stefan Weidner für das Ende der Spaltung der Weltgemeinschaften in Ost und West, Nord und Süd und für ein neues kosmopolitisches Denken. „Wir waren es gewohnt, dass Europa und Nordamerika die Welt dominieren. In Zeiten der Globalisierung melden nun andere Großmächte politische und wirtschaftliche Ansprüche an und stellen die „westliche“ Weltdeutung in Frage. Fortschritt, Säkularisierung, Liberalismus: Warum sollten diese Prinzipien unserer Ideengeschichte für den ganzen Globus gelten?“. Stefan Weidner ist ein Anhänger der Aufklärung. Gerade deshalb plädiert er dafür, Weltentwürfe aus Arabien, Afrika oder China ernst zu nehmen. Der „Westen“ darf nicht glauben, die ganze Welt werde früher oder später seine Vorstellungen übernehmen. „Wir brauchen ein kosmopolitisches Denken, das die Vorstellung kultureller Überlegenheit überwindet.“ so Weidner.

Ganz in diesem Sinne ist auch die kompakte Ausstellung in der Universitätsbibliothek konzipiert: Sie zeigt anhand von Büchern, Garderobe, Fotos und Postkarten wie eng und wie lange schon Muslime und Mitteldeutschland bzw. „der Orient“ und deutschsprachige Gebiete in interkulturellem Austausch stehen. Der „Star“ unter den Exponaten ist ein von tatarischen Kriegsgefangenen geschnitzter Kronleuchter von 1916. Der Magdeburger Otto Stiehl war ein Kommandant dieses Kriegsgefangenenlagers für Muslime.

In Kooperation mit der .lkj) – Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt  e.V. und dem Brandenburg-Preußen Museum entsteht im Schuljahr 2018/19 das Interkulturlesebuch „Der Pascha von Magdeburg“ mit vielen Lese-Mosaiksteinchen – auch zu etlichen Exponaten der Ausstellung in Magdeburg. Bei diesen Arbeiten steht vor allem das gemeinsame Lernen und Arbeiten von Zugezogenen und Alteingesessenen im Fokus – regional, national und international.

Der Historiker und Hispanist Dr. Stephan Theilig und Dr. Mieste Hotopp-Riecke, Turkologe, Referent für Interkulturgeschichte bei der .lkj) und Leiter des Instituts für Caucasica-, Tatarica- und Turkestan-Studien (ICATAT) stellen in Führungen durch die Ausstellung sowie zwei Vorträgen die sehr unterschiedlichen Facetten deutsch-islamischer Interkulturgeschichte vor, von den Muslimen in der preußischen Armee bis zu Lederkunst tatarischer Migrant*innen im 21. Jahrhundert. Die mit viel Engagement, ehrenamtlicher Arbeit und Liebe zum Detail entstanden ICATAT-Buchprodukte fordern auf zu Einmischung und Teilhabe und werden im Rahmen der Finissage feierlich der Universitätsbibliothek übergeben.

Für Nachfragen steht Herr Dr. Mieste Hotopp-Riecke zur Verfügung: 01573 1758875

Stefan Weidner zu seinem neuen Buch in der ARD-Sendung „titel, thesen, temperamente“  hier abrufbar.

Termin:
Mo., 02.07.2018,
17:00 – 18:00 Uhr Führungen durch die Ausstellung „Beyond the Tartaros“ mit Dr. Stephan Theilig.
18:00 – 19:00 Uhr Vorträge mit Dr. Mieste Hotopp-Riecke und Dr. Stephan Theilig.
„Die preußisch-muslimischen Soldaten und ihre Offiziere aus/in Magdeburg“
„Musa Dshalil – Tatarischer Widerstand im Mitteldeutschland des II. Welkrieges“
19:30 – 21:00 Uhr Lesung und Diskussion mit Stefan Weidner und seinem neuen Buch „Jenseits des Westens“.

Finissage-Ankündigung des Magazins „Interface“ des Offenen Kanals Magdeburg.

Wir danken der Otto-von-Guericke-Universitätsbibliothek, dem Brandenburg-Preußen-Museum und der Universitätsbuchhandlung „Otto von Guericke“ für die Unterstützung. Unsere Pressemitteilung und das Plakat zur Finissage finden sie hier zum download.

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Elbe Kurier

Meetings

Bildungsreise Rumänien 2018

Studienreise „Rumänien – Eine Wiege des Islam in Europa“
Von den Deutschen in Transsylvanien zu den Tataren der Dobrudscha.

Islam? In Rumänien? Was für die meisten Menschen relativ exotisch klingt, werden wir als bildungshungrige Reisende vor Ort kennenlernen. Die ICATAT-Bildungsreise führt uns in die Republik Rumänien mit einem besonderen Fokus: Wir bereisen das Land auf den Spuren der Vielfalt, der nationalen und religiösen Minderheiten. Die Ungarn, die Roma, Juden und Deutschen in Siebenbürgen als auch die Lipowaner, Tataren, Gagausen und Türken in der Dobrudscha führen uns durch ihre Kultur und Geschichte.
Die wunderschönen Städte Cluj/Klausenburg, Sibiu/Hermannstadt und Braşov/Kronstadt mit ihrem architektonischen Kulturerbe bereisen wir ebenso wie die Hochburgen des Islam in der Dobrudscha: In Medgidia und Constanta/Köstence besuchen wir mit Politikern und Schriftstellern der Dobrudscha-Tataren und Türken Moscheen, Koran-Schulen und Kulturhäuser.
Reiseabschluss bilden ein Bad im Schwarzen Meer und ein deutsch-rumänisch-tatarisches Kulturfestival in der Hauptstadt der Dobrudscha, Constanta/Köstence. Die internationale Theatergruppe „Esperantos.eu“ fährt auf einem selbstgebauten Theater-Katamaran von Berlin über Havel, Elbe und Donau ans Schwarze Meer. Wir feiern mit ihnen den Abschluß unserer und ihrer Reise zusammen mit Vertretern der Gemeinden der Dobrudscha-Deutschen, der Tataren und Gagausen.
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Reiseleiter ist der Turkologe/Islamwissenschaftler Dr. Mieste Hotopp-Riecke, Direktor des Instituts für Caucasica-, Tatarica- und Turkestan-Studien Berlin-Magdeburg.
UNKOSTENBEITRAG / ICATAT-Spende für Flug/Unterkunft/Halbpension/Binnentransfer + Reiseleitung + Reise-Reader: 1250,00 €, Mindest-Gruppenstärke: minimum 10 Pers. TERMIN 11.-17. August 2018 (Abflüge ab Berlin/München). Anmeldung unter: office@icatat.de Fachreferenten, Führer und Experten unterwegs vor Ort sind: Dr. Adina Fodor & Prof. Dr. Tahsin Cemil Inst. f. Turkologie Universität Klausenburg, Dr. Frank Ziegler, Kustos der Sammlung des Brukenthal-Museums Hermannstadt; Prof. Dr. Vasile Olteanu, (rumänisch-orthodoxer Geistlicher); Dr. Taner Murat, Publizist/Lyriker, Vorstand der multikulturellen Assoziation „Anticus“, Constanta; Beatrice Ungar, Chefredakteurin Hermannstädter Zeitung; Dr. Aledin Amet, Staatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen des rumänischen Parlamentes / Abgeordneter der „Demokratischen Assoziation der muslimischen Türk-Tataren Rumäniens“ im rumänischen Parlament (angfr.). Alle Informationen hier.

 

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From Germany to Tatarstan: Exhibition on 600 years of German-Tatar cultural history and Islam in Brandenburg-Prussia

Historians and Turkologists were on a joint tour through places with a scientifically relevant history in the context of German-Tatar cultural contacts. The joint journey took place within the scope of two projects, which are carried out as a cooperation of ICATAT with the Institute of History of the Academy of Sciences of the Republic of Tatarstan. On the one hand it is the project of the exhibition „Turks, Moors and Tartars. Islam in Brandenburg-Prussia / 600 years of German-Tartar cultural contacts“. On the other hand, it is the project „Tombs of the Fallen from Tatarstan in Europe“. The Tatars-Tombs project is still going to run for the next 3 years. The exhibition will be opened on 24th May 2017 in the Museum of Islamic Cultures in the main mosque of the Republic Tatarstan. The Qul Sharif mosque with museum is located on the Kremlin site of the Tatarstanian capital Kazan and is a UNESCO World Heritage ensemble.

Here in our MediaReview are to find some press releases concerning both of our cooperation projects. Diverse Media like mdr television, mdr broadcoast, Altmark-Zeitung, Volksstimme, Focus, BILD, Märkische Allgemeine a.o. launched features and articles regarding the tour and the oncoming exhibition in Tatarstan in cooperation with our colleagues from Marjani-Institute for History. The exhibition catalogue is to be find here for download.

VSt Print 5.5.2017

Dr. Liliya Gabdrafikova (above from left), Prof. Dr. Radik Salikhov, Dr. Stephan Theilig, Dr. Marat Gibatdinov und Dr. Mieste Hotopp-Riecke

Eine Video-Reportage von Radio Free Europe (Prag) über unsere Ausstellung in Tatarstan (eine Version mit deutschen Untertiteln folgt in Kürze).

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Fremde.Nähe.Heimat. Magdeburg 6.-11.9.2016

Vernissage / Konferenz / Workshops / Soirée

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Im September 2016 beschäftigten sich dutzende Jugendliche aus alteingesessenen und zugewanderten Familien zusammen mit Pädagog*innen und Wissenschaftler*innen mittels Modulen aus interkultureller, politischer Bildung und Geschichtslernen mit den Themen Fremdheit, Stereotypen, Nord-Süd-Beziehungen und Euro-Islam-Debatten.

Seminarwoche  6.-11.9.2016 in Magdeburg

Seit den Fluchtbewegungen der letzten Monate, verursacht durch Kriege im Nahen und Mittleren Osten, ist das Phänomen Islam und Muslime in Deutschland ein omnipräsentes Thema, das teils zu hysterischen medialen und gesellschaftlichen Debatten führt. Eine Veranstaltung in Magdeburg, bestehend aus einer Fotoausstellung, einer Soirée, diversen Workshops und einer Konferenz, wollte mittels verschiedener Formate politisch-kultureller Bildungsangebote zur Versachlichung dieser Debatten beitragen. In den Blick genommen wurden Themen wie Fremdheit, Flucht, Integration, Akzeptanz, Heimat und Nähe.

Durch die Einbeziehung zahlreicher Migrant*innenselbstorganisationen und geflüchteter Menschen, die erst in jüngster Zeit bei uns Zuflucht fanden, verwirklichen wir erneut unseren Ansatz von partizipativer, integrativer Projektumsetzung kultureller und historischer Bildung. Gemischte Gruppen bestehend aus Alteingesessenen, internationalen Student*innen, jungen Geflüchteten und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sowie paritätisch besetzte mehrsprachige Betreuer-Teams garantieren ein hohes Niveau von Erkenntnisgewinn und Austausch.

Flyer und das Exposée zur Veranstaltung gibt es hier zum download. Eine Rückschau auf die Soirée, erstellt vom VideoWorkshopTeam des Offenen Kanals Magdeburg gibt es hier. In der krimtatarischen Zeitschrift Avdet erschien ebenfalls ein Bericht (als pdf zum download hier).

Informationen zu den einzelnen Modulen:

Vernissage „Projekt Würde“

8.9.2016, Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft Magdeburg, Brandenburger Str. 9,   19:00-20:30 Uhr (http://projekt-wuerde.de/)

Künstler*innen: Thomas Peschel-Findeisen, Peter Schaller und Maria-Luise Berger (Fotograf*innen), Ender Yemeniçioğlu, (Bağlama), Dzhuliya Gerassimova (Fotografie & IT-Design)

  • Fotografie-Ausstellung von/mit geflüchteten Menschen aus zwei dutzend Ländern erweitert durch kommentierte historische Fotos des Magdeburger Architekten / Fotografen / Militärs Otto Stiehl und aktuellen Arbeiten von tatarischen und aserbaidschanischen Magdeburger*innen.

Soirée im Kaiser-Otto-Saal

Kulturhistorisches Museum, 9.9., 19:00 – 21:00 Uhr.           Mitwirkende:  Vortragende der Konferenz mit Kurzreferaten sowie Präsentations-Teams mit ersten Ergebnissen der Workshops und Einblicken in diverse  Interkulturprojekte. Sowie die Künstler*innen:

  • Martin Rühmann & Freunde, „Genau so!“ und Lieder aus dem Begleitprogramm von „Heimat im Krieg 1914/18“
  • Fremd in der neuen Heimat? Interkulturprojekte stellen sich vor I: „Tanz die Heimat / Arche 2.0“ (DJ Moe, Stendal/Damaskus, Projekt „Dehnungsfuge“) & Projekt „Resonanzboden“ der lkj LSA e.V.
  • Dschemil Kharikov, verdienter Künstler der Ukraine + Band
  • „Meine Geschichte / our Stories“, ein CrossMedia-Projekt der Hochschule Magdeburg-Stendal, Lesung
  • Temur Vakhabov, Violinist (Usbekistan/Krim/Berlin; Philharmonie der Nationen unter Justus Frantz)
  • Interkulturprojekte stellen sich vor (II): „Eigene Spuren suchen. Neue Welten gestalten“ (lkj Sachsen-Anhalt e.V.)
  • Ildar Kharisov, Komponist/Turkologe/Pianist, Berlin; Präsident der Gesellschaft für OSTEUROPA-FÖRDERUNG e.V.
  • Dj Moe Z., Soundengineer/DJ, Stendal/Damaskus
  • Interkulturprojekte stellen sich vor (III): „Kiezrebellion. Denn die Stadt gehört uns allen!“, lkj) Sachsen-Anhalt e.V. (Workshops aus Kalligraphie, GeoCaching und Fotografie)
  • The Sharks (Rock´n Roll im 21. Jh.aus Magdeburg), Dennis Butewitz, Viktor Subbota, Jewgenij Reichel

Unsere Projektpartner vom Offenen Kanal Magdeburg und der Projektgruppe „Our Stories“ erstellten in einem VideoWorkshop mit jungen Teilnehmer*innen von „Fremde.Nähe.Heimat“ eine Dokumentation der Soirée hier.

Djemil Karikov

Die Workshops 6.9.-11.9.2016:

Parallel zur Konferenz sowie davor und danach finden mit den Konferenzteilnehmer*innen zusammen sowie erfahrenen Teamer*innen im Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft Brandenburger Straße, in den Räumen der Otto-von-Guericke-Universität, der Hochschule Magdeburg-Stendal und der „Kritzelstube Magdeburg“ folgende Workshops statt.

Fotografie

Der Magdeburger Architekt und Militär Otto Stiehl und die Fremden. Otto Stiehl benutzte seine Fotografien von Fremden (Muslimen, Hindus, Sikhs u.a.) für das Schaffen von Feindbildern im Ersten Weltkrieg. Wir beschäftigen uns mit Feindbildern von gestern und heute  / Ergebnisse ergänzen die Foto-Ausstellung „Projekt Würde“.                       Verantwortlich: ARGAMAK, Verein der tatarischen Jugend Deutschlands & Die Wählerischen (HS MD-SDL)

Druckwerkstatt

Die ersten Druckereien der Muslime im östlichen Europa schossen vor allem im 18./19. Jh, im Wolga-Ural-Bereich wie Pilze aus dem Boden. Eine besondere Rolle spielte hier die islamische Reformbewegung des Dschadidismus. In Deutschland erschienen zwischen 1914 und 1918 erstmals Zeitungen auf Urdu, Persisch, Arabisch, Tatarisch und Hindi. Wir entwerfen, zeichnen und drucken unsere Eindrücke rund um das Thema Islam in Mitteldeutschland bzw. Fremde, Nähe und Heimat selbst.             Verantwortlich:  Monotypie Kiraton

Kalligraphie-Werkstatt „Wie schön sind unsere Namen“

Wir beschäftigen uns mit der Schönheit der Schriften, experimentieren mit verschiedenen Farben, Stiften und Pinseln, lassen der Phantasie rund um unsere Namen freien Lauf. Wie schön kann es sein, den eigenen Namen oder ein bestimmtes Thema mal anders als gewohnt in Szene zu setzen.          Verantwortlich:    Kritzelstube Magdeburg-Buckau, I 6.9., 16-19:30 Uhr; Anmeldungen unter office@icatat.de

GeoCaching

Der Pascha von Magdeburg / Eine GeoCaching-StadtSafari führt die Teilnehmer*innen zu historischen und aktuellen Orten deutsch-islamischer Interkulturbegegnungen in Magdeburg. Vom Tatarenturm am Magdeburger Dom und Geschichten von Magdeburgern im Orient und muslimischen Soldaten in Magdeburg bis zum „Goldenen Zelt zu Magdeburg“                  Verantwortlich war hier die Zeitreisemanufaktur Magdeburg in Kooperation mit ICATAT und „Kiezrebellion„.

Barbaren / Alliierte / Migranten

Virtuelle Exkursion nach Wünsdorf auf den Spuren des Magdeburger Architekten und Militärs Otto Stiehl. Er war Kommandant des Lagers für muslimische Kriegsgefangene, wo die erste Moschee Deutschlands entstand, spätere Generationen von deutschen Muslimen beziehen sich nach wie vor auf diese Ereignisse während und nach dem I. Weltkrieg.               Verantwortlich: Tatarlar Deutschland e.V. und das Brandenburg-Preußen-Museum, Wustrau.

Tanz die Heimat

HipHop, Volkskunst, Rap;  Mit Geflüchteten Menschen, mit Einwanderer*innen und Neumagdebürger*innen aus anderen Teilen Deutschlands kommen zu uns auch neue Melodien, neue Musikstile, Instrumente und Tontechniken. Wir schauen uns um, hören in unseren Alltag hinein und entdecken vermeintlich Fremdes in der eigenen Musikkultur und kreieren zusammen kleine Musik-Samples.              Verantwortlich:  Freunde Palästinas / Team Dehnungsfuge Stendal, DJ Moe / IKUS (angefr.); Vom 8.-11.9.2016. Anmeldungen unter: office@icatat.de

„Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Akteure, Strategien und Gefahren.“

Die Ausgrenzung von Menschen durch die Mehrheitsgesellschaft ist in Deutschland alltäglich. Dies hat weitreichende Folgen sowohl für Betroffene, als auch für das Klima in der Gesellschaft. In einem Workshop wollen wir mit euch über Akteure, Strategien und Gefahren von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sprechen, aktuelle Entwicklungen betrachten und den Ursachen menschenverachtender Ideologien auf den Grund gehen. Außerdem wird es um Handlungsstrategien gegen Rechts und die Utopie einer Gesellschaft ohne Diskriminierung und Ausgrenzung gehen.“.                  Verantwortlich: Netzwerk Demokratie & Courage; 9.-10.9.2016, 13:00-19.30, Anmeldungen unter office@icatat.de

Hallo Islam!?  Film & Videowerkstatt & HörMemorie

„Meine Geschichte / our Stories“, und „Hallo Islam!?“ sind Projekte von Student*innen aus Magdeburg (CrossMedia-Plattform „Die Wählerischen“ der Hochschule Magdeburg-Stendal und Offener Kanal Magdeburg). Erste Audio-Aufnahmen von Muslimen in Mitteldeutschland wurden in den Kriegsgefangenenlagern des Ersten Weltkrieges in Mitteldeutschland aufgenommen und vom Musikethnologen / Turkologen Ildar Kharissov bearbeitet, der den Workshop begleitet. Die verschiedenen Module von „Fremde Nähe Heimat“ werden parallel dokumentiert. Verantwortlich: Die Wählerischen (Hochschule Magdeburg-Stendal) / Offener Kanal MD. Vom 7.-11.9.2016

Ortsnamen als Grenze zwischen Fremde und Nähe (Geschichte und Namenskunde)

Mit uns wandern auch unsere Erinnerungen und unsere Namen. Welche slawischen, deutschen und türkischen Namen begegnen sich hier bei uns und im Osten Europas. Welche Bedeutung haben sie und was haben sie mit unseren Vorfahren zu tun? Diese Wechselblicke reichen weit in die Geschichte zurück, die sowohl bei uns hier in Mitteldeutschland als auch in der alten Heimat von vielen Namenswechselns gekennzeichnet sind.  Verantwortlich: Initiative Qirimli, Stendal/Berlin/Hannover;  Anmeldungen unter: office@icatat.de  Vom 8.-11.9.2016.

Die Konferenz  „Muslime in Mitteldeutschland gestern und heute“

Freitag 9. und Samstag 10. September, Otto-von-Guericke-Universitätsbibliothek Magdeburg, 14-17:30 Uhr.

Die Konferenz befasst sich wissenschaftlich mit den  Themen Muslime in Mitteldeutschland/Mitteleuropa während der Zeit des I. Weltkrieges vor 100 Jahren sowie Kriegen und Flucht in der Gegenwart. Aber auch gegenläufige Phänomene wie die Karrieren von Deutschen im Orient werden diskutiert. Tausende Muslime waren 1914-18 als Kriegsgefangene aber auch als Lehrlinge, Student*innen, Geschäftsleute und Militärs in unseren Breitengraden anwesend – heute werden dagegen vor allem Zuwander*innen und Flüchtlinge als Bedrohung wahrgenommene. Wir fragen, zeigen, diskutieren: Wie war die Situation von Fremden, unter anderem Muslimen im Mitteldeutschland des ausgehenden Kaiserreiches und der früheren Weimarer Republik? Wie stellt sich die Situation heute dar? Welche Spuren hinterließen Osmanen, Türken, Tataren und Baschkiren bei uns, wie begegneten sich Einheimische und Fremde? Welche gegenläufigen Bewegungen gab es aus Preußen, Anhalt und Sachsen Richtung Orient und welche Potenziale lassen sich daraus heute entwickeln bezüglich Tourismus, Fachkräftemangel und kultureller Vielfalt? Expert*innen aus den Bereichen Geschichte, Islamwissenschaft, Turkologie und kultureller Bildung laden dazu ein, in verschiedenen Formaten diese Themen zu bearbeiten und sichtbar zu machen.

Mit Gästen aus Tatarstan, Syrien, Türkei, Litauen, Dagestan, Republik Krim, Polen, u.a.:

  • Ismail Kerimov, Krim-University for Engineering and Pedagogics, Director of the Institute for Crimean Tatar History, Language, Culture and Literature, Aqmescit/Simferopol, Republik Krim
  • Marat Gibatdinov, Head of the Research Centre for History of National Education, Academy of Science, Republic Tatarstan
  • Adas Jakubauskas, Historiker, Lithuania,-member of the World Congress of Crimean Tatars
  • Swetlana Czerwonnaja, Institute for Human Anthropology, Copernicus-University Torun, Polen
  • Ildar Kharissov, M.A., Musikethnologe, Präsident Ges. für Osteuropa-Förderung.
  • Iskander Gilyazov, Institut der tatarischen Enzyklopädie, Föderale Staatsuniversität Kasan, Republik Tatarstan, Russländische Föderation
  • Temur Kurshutov, KIPU Aqmescit/Simferopol, Krim
  • Hüseyin Çiçek, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Centre for Islam & Law in Europe
  • Ramazan Alpaut, Politologe, Journalist, Republik Dagestan, RF
  • Stephan Theilig, Direktor Brandenburg-Preußen-Museum Wustrau / Vorstand ICATAT
  • Ralf Regener, M.A., Fachreferent, Universitätsbibliothek Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
  • Mieste Hotopp-Riecke, Direktor ICATAT Germany

Informationen / Texte / Fotos der Veranstaltung bitte anfragen unter: office@icatat.de

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Otto-von-Guericke-Universitäts-Bibliothek und dem Kulturhistorischen Museum Magdeburg, mit der Zeitreise-Manufaktur, dem Projekt „Kiezrebellion“ der lkj Sachsen-Anhalt, Meridian e.V., der Crossmediaplattform „Die Wählerischen“, Hochschule Magdeburg-Stendal, dem Netzwerk für Demokratie und Courage Sachsen-Anhalt, der Gesellschaft für Osteuropa-Förderung e.V., der Kritzelstube Magdeburg, dem Projekt „WÜRDE“ u.v.a.m.

Meetings

„Tatar history in Polish Archives“ International Yazma-Miras-Symposium in Poland

«Tatar documents in Polish Archives».
An mutual event by Institute of History „Shihabetdin Marjany“, Academy of Sciences, Republic Tatarstan; by Academy of Sciences Poland; University Warsaw and Institute for Caucasica-, Tatarica- and Turkestan Studies Germany (ICATAT) Warsaw, 31 march – 1 april 2016
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The international research project „Yazma Miras / Textual Heritage“ conducted by the Institute for History, Academy of Sciences, Republic of Tatarstan, is inviting all interested colleagues and journalists in order to discuss prospects, progress and aims of the „Yazma Miras“-project. That are investigations, categorisation, translation, analysis and publication of unpublished documents concerning Tatars in Archives of Russian Federation, Germany, Japan and from 2016 onwards also Poland, in order to publish such sources as examples and impulsions for following generations of scholars and common research projects in our countries.
31 March 12.00-13.30 Documents exhibition (Archiwum Główne Akt Dawnych, Dluga Street no. 7)
31 March 17.00-19.00 Round table Symposium (Institute of History of the University of Warsaw (Main Campus, Krakowskie Przedmiescie 26/28)
Participants/ Guests:
  • Prof. Dr. Dariusz Kołodziejczyk (Institute of History of the University of Warsaw, Director)
  • Dr. Marat Gibatdinov (Marjani Institute for History, Centre of History and Theory of the National Education) – “«Yazma Miras/ Written Heritage» – A new research and publishing project of Marjani Institute for History: first results and prospects”
  • Mieste Hotopp-Riecke (ICATAT, Director), Dr. Stephan Theilig (Brandenburg-Prussia Museum Wustrau, Director) – „New records of old heritage – Documents of regional and private archives regarding Muslim Tatars in Polish-German context: chances, potentials, expectations“
  • Dr. Andrzej Gliwa (Institute of History of the University of Warsaw), Hybrid shape of „Maniere de Faire la Guerre des Tartares“ in the Crimean and Budjak Hordes Art of War in early modern period.
  • Dr. Artur Konopacki, (University of Białystok, Faculty of educational science und Psychology, Institute of history of education) “Tatar documents in sets of the archive and the museum in Białystok”
  • Prof. Dr. Andrzej Zakrzewski, (University of Warsaw, Associate Professor, Fakulty of Law and Administraion, head of the department of history of polish state and law
  • Prof. Dr. Adas Jakubauskas, historian, author; Mykolas Romeris University Vilnius; advisory board at the Association of Tatar Communities of Lithuania
  • Rev. Ramil Bilal (Imam-khatib of theMuslim community of Finland, PhD Candidate of Helsinki University)
  • Dr. Andrzej Drozd, historian / turkologist; Assistant Professor at Asia Studies at Adam Mickiewicz University PoznanFor further informations please do not hesitate to contact Dr. Marat Gibatdinov / Марат Гибатдинов under  marmingi@mail.ru          PressInformation for download here

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Meetings

Musa-Dschalil-Seminar & Soirée 2016

Zum 110. Geburtstag des tatarischen Nationaldichters

26./27. Februar 2016 im Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft und im Literaturhaus Magdeburg

Eine Kooperation von Tatarlar Deutschland e.V., der Landesvereinigung für kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V. und dem ICATAT Deutschland in Kasan, Berlin und Magdeburg.

Der tatarische Nationaldichter Musa Mostafa ulı Dschalil wurde am 2. Februar 1906 in Mustafino, Gouvernement Orenburg, Russland geboren und 1944 am 25. August in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Cover Dschalil

Als Jugendlicher schrieb er nach seiner Ausbildung in einer der modernsten Koranschulen Rußlands Gedichte für die Zeitschrift „Roter Stern“. Als Vorsitzender des Schriftstellerverbandes der Republik Tatarstan verfasste Dschalil Gedichte, Prosa, Theaterstücke und arbeitete mit an Opern, Zeitschriften und Radiosendungen. 1941 wurde er als Politoffizier in die Rote Armee einberufen. 1942 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft und wurde in Wustrau bei Berlin interniert. Dort wurde er der Legion Idel-Ural, einer von zahlreichen muslimischen Einheiten der Wehrmacht zugeteilt. In dieser Legion, in der hauptsächlich Tataren und Baschkiren auf deutscher Seite gegen die Sowjetunion eingesetzt wurden, war Dschalil als prominenter Intellektueller zuständig für Kulturarbeit, unter anderem für die Theatergruppe und die Redaktionsleitung der tatarischen Wehrmachts-Zeitschrift. Innerhalb dieser offiziellen Wehrmachtsarbeiten gründete Dschalil eine geheime Gruppe, die sich an Sabotageakten gegen die Deutschen beteiligte. Sie legten selbstgedichtete antifaschistische Poeme in die Wehrmachtszeitschriften ein. Als diese Aktivitäten im August 1943 ans Licht kamen, wurde er verhaftet und ins Zellengefängnis Lehrter Straße in Berlin gebracht. Am 12. Februar 1944 wurde er mit zehn anderen Tataren vom 2. Senat des Reichskriegsgerichts in Dresden wegen „Zersetzung der Wehrkraft, Feindbegünstigung und Kriegsverrats“ zum Tode verurteilt und am 25. August desselben Jahres um 12:18 Uhr in Plötzensee hingerichtet.

plakat mit tschulpan und Nazirä - Kopie

Präsentieren in Magdeburg ein Jugendworkshop-Ergebnis, das Poster der frischen Schulpartnerschaft zwischen Neuruppin und Moskau: Dr. Stephan Theilig (ICATAT), Tschulpan Salilova, Tochter des Poeten, Dr. Mieste Hotopp-Riecke (ICATAT) und Nasira Fattakhowa, Leiterin des Musa-Dschalil-Museums in Kasan, Tatarstan

Während seiner Gefangenschaft in Berlin schrieb Dschalil weiterhin Gedichte, die unter dem Namen Moabiter Hefte weltbekannt und in 60 Sprachen übersetzt wurden. Etliche Bücher, Filme, Radiosendungen und Theaterstücke befassen sich mit Mythos und Leben Musa Dschalils. In Magdeburg wurden erstmals Neuübersetzungen aus dem Tatarischen ins Deutsche, Französische und Türkische vorgetragen, die die ICATAT-Mitglieder Anne Lequy und Ender Yemeniçioğlu besorgten sowie eine deutsche Uraufführung des preisgekrönten Dokumentarfilms „Musa Dschalil – verurteilt zur Unsterblichkeit“ (mit deutschen Untertiteln von Venera Vagizova und Dr. Mieste Hotopp-Riecke) präsentiert. Im Seminar bearbeiten jugendliche Flüchtlinge und Alteingesessene gemeinsam Themen wir Heimat, Krieg, Frieden, Identität, Nationalismus und Islamophobie.

     (*Aus: „Mein Geschenk“ in „Moabiter Hefte“)

Programm

Freitag  26.2.2015

Jugend-Geschichtswerkstatt „Europäische Held*innen“ im Forum Gestaltung Magdeburg / Räume der .lkj) LSA

12.00     Begrüßung / Welcome
12.30     Einführungsreferate & Film „Khaytarma“ (zum Schicksal A. K. Sultans)
14.45     Workshop-Einheiten A
16.00     Kaffee-Pause
16.15     Workshop-Einheiten B
17.30     Resüme / Abschlussdiskussion

Soirée   „Fern, in die Heimat, schwingt mein Lied“ im Literaturhaus Magdeburg

19.00   Begrüßung
19.15    Lesung, Klassik, Kurzreferate
20.15    Pause
20.25   Making of. Worte zu Musa Dschalil im deutschen, tatarischen und russischen Film
20.35   Film-Uraufführung „Musa Dschalil – verurteilt zur Unsterblichkeit“ (2015, OmU)
21.00   Filmdiskussion / Ausklang / Büffet
22.30    Schluss

Samstag 27.2.2015

10.00    Stadtführung „Tataren, Muslime, Sorben – Spurensuche in Magdeburg“
12:00    Diskussion zum Islam in Mitteldeutschland gestern und heute
13.00    Schluss

Als Referenten zu Gast waren in Magdeburg:

Tschulpan Salilowa, Tochter des Dichters Musa Dschalil
Rinat Sakirow, Weltkongress der Tataren, Kasan
Lenara Kutejewa, Weltkongress der Tataren, Kasan
Ildar Kharissov, Turkologe/Musikethnologe; Präsident der Gesellschaft für Osteuropaförderung
Nasira Fattachowa, Kasan, Direktorin des Musa-Dschalil-Museums in Kasan
Dr. Marat Gibatdinov, Institut für Geschichte, Akademie der Wissenschaften der Republik Tatarstan, Kasan
Nina Praharsh, Regisseurin des Musa-Dschalil-Filmes, Sankt-Petersburg
Danil Schajmullin, Sänger, Kasan & Aygul Hismatullina, Sängerin, Kasan
Läisän Kalimullina, Doktorandin an der Humboldt-Universität zu Berlin
Rejska Lipičec, Jugend Europäischer Volksgruppen / Domowina; Studentin Uni Cottbus
Dr. Stephan Theilig, Direktor Brandenburg-Preußen-Museum Wustrau, Historiker, ICATAT-Vizedirektor
Alsu Baryschnikowa, Konzertmeisterin, Kasan
Venera Gerasimov-Vagizova, Vorstand Tatarlar Deutschland e.V.
Rosa Habibullina, Kulturreferentin der Musa-Dschalil-Schule Moskau; Bevollmächtigte der tatarischen nationalen Kulturautonomie Moskau, Sängerin
Emilia Mustafina, Musa-Dschalil-Schule Moskau

Beteiligte / Referent*innen / Organisator*innen der Workshops & Soirée aus Magdeburg:

Kurator: Dr. Mieste Hotopp-Riecke, Direktor ICATAT / Referent für Interkulturgeschichte .lkj) Sachsen-Anhalt e.V.                                                                       Igor Sinitsyn, Harmonia e.V., Bajanspieler, Wolmirstedt
Dzhuliya Gerassimov, Studentin OvGU Magdeburg, ARGAMAK, Verein der tatarischen Jugend Deutschland
Leila Saitowa, Meridian e.V. Magdeburg
Andreas Bales und Nicolas Stange, „Die Wählerischen“ Hochschule Magdeburg-Stendal
Günay Aghayeva, Deutsch-Aserbaidschanischer Kulturverein Sachsen-Anhalt e.V.
Ender Yemeniçioğlu & Anne Lequy, ICATAT
Roman Alieiev, Initiative „Qırımlı“, Stendal/Berlin

In der Jugendgeschichtswerkstatt „Europäische Held*innen: Musa, Mina, Ahmet und wir?“ beleuchteten wir tatarisch-deutsch-sorbische Helden, Heimat & Identität in Geschichte & Gegenwart im gemeinsamen Europa.

Aus Anlaß des 110. Geburtstages des wolgatatarischen Nationaldichters Musa Dschalil, desMina 45. Todestages des krimtatarischen Piloten Ahmet Khan Sultan sowie des 40. Todestages der sorbischen Dichterin Mina Witkojc trafen sich 2016 in Magdeburg Jugendliche, Journalist*innen, Künstler*innen und Akademiker*innen aus Russland, der Ukraine, Polen, Aserbaidschan, Armenien, der Türkei und Deutschland um unterschiedliche Bereiche wolga- und krimtatarischer, sorbischer und deutscher Kunst, Geschichte und Gegenwart zu diskutieren, zu reflektieren und zu feiern. In unserer Jugendgeschichtswerkstatt „Europäische Held*innen“ ging es also um drei Biografien: Die des Wolgatataren Musa Dshalil, der Sorbin Mina Witkoij und die des Krimtataren Amet Khan Sultan. Kurzbiografien der drei Persönlichkeiten wurden erarbeitet sowie ihre extremen Lebensbedingungen im Kontext von Gulag-System, Deportation, II. Weltkrieg, Vertreibung, Berufsverboten und politischer Repressionen komparativ diskutiert und etwaige Analogien und Unterschiede zu heutigen Entwicklungen im Kontext der Wolgatataren, Sorben und Krimtataren in ihren Mehrheitsgesellschaften betrachtet.

Alle drei Lebensläufe und ihre Rezeption bzw. Instrumentalisierung, ihre Erforschung, das Œuvre der Künstler*innen und ihre politische Bedeutung heute wurden durch 50 junge Menschen aus Deutschland, Tatarstan, der Russländischen Föderation, Aserbaidschan, Syrien und der Ukraine gemeinsam entdeckt, diskutiert, verglichen und dokumentiert. Ein herzliches Dankeschön dafür an die Jugend der Tataren in Deutschland ARGAMAK und des aserbaidschanischen Kulturvereins Sachsen-Anhalt e.V. sowie die syrischen geflüchteten Jugendlichen aus dem Umfeld des „Vereins der Freunde Palästinas Sachsen-Anhalt e.V.“

plakat Ahmet xan

In den Workshopeinheiten wurde anhand der historischen Ereignisse um die Persönlichkeiten Musa Dschalil, Mina Witkojc und Amet Khan Sultan auch die aktuelle Situation in unseren Ländern diskutiert. Dabei kamen unterschiedliche Sichtweisen auf den Ukrainekrieg Rußlands, die Krim-Annexion und die Instrumentalisierung bzw. Militarisierung von Geschichtspolitik zur Sprache und es offenbarten sich generationsbezogene Unterschiede bei der Rezeption und Bewertung der historischen Ereignisse: Während ukrainische, aserbaidschanische und tatarische junge Menschen, die Zugang zu fremdsprachiger Literatur und freien Medien in Wissenschaft und Kulturbereichen haben, sehr kritisch der Vereinnahmung und Ikonisierung von Musa Dschalil und Amet Khan Sultan unter Vorzeichen des neuen „sowjetischen Patriotismus“ und der nationalistischen russischen Militarisierung der Russländischen Gesellschaft gegenüber standen, wurde deutlich argumentiert, dass durch diese innerrussische und/oder tatarstanische Gedenkkultpolitik Schwächen in der derzeitigen russländischen Innenpolitik und im gesellschaftlichen Diskurs kaschiert werden soll. Mit der massiven Heroisierung von Dschalil derzeit in der tatarstanischen Gesellschaft erfüllt Dschalil wie schon nach dem Zweiten Weltkrieg den Zweck, die Tataren in einem Klima von russischem Chauvinismus nicht als „den muslimischen Anderen“ sondern als den „Unsrigen“ ergo guten russländischen Bürger anzusehen. Die Klammer des „sojwetischen Patrioten“ wird dafür gerne instrumentalisiert und habe mit progressiver emanzipatorischer linker oder libertärer Politik nichts zu tun, so das Fazit der meisten Diskutant*innen. Die Tochter von Musa Dschalil, Tschulpan Salilowa, mahnte auch immer wieder vorsichtig an, ihren Sohn als dichtenden Menschen zu sehen mit vielen Facetten und nicht allein und ausschließlich als patriotischen Dichter-Helden. Sie bedankte sich für die offene und herzliche Atmosphäre bei Workshop und Soirée. Für den Besuch von Tschulpan Musajewna waren alle Teilnehmer*innen sehr dankbar.

Informationen hier als Flyer im PDF-Format zum download. Programm der Dschalil-Soirée als pdf-download hier eine Programmübersicht Gesamtseminar hier und das Infoblatt zum Workshop „Europäische Held_innen“ hier.

Wir danken der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt sowie Aktion Mensch, dem Schirmherr der Veranstaltung Kultusminister von Sachsen-Anhalt, Herrn Stephan Dorgerloh und Engagement Global für die Förderung und Unterstützung. Ein Rückblick in russischsprachigen Medien findet sich hier zum download.

Internationale Dschalil-Feierlichkeiten in Tatarstan: Konferenzen & Gedenken

Deutsch-Tatarische Schulpartnerschaft beschlossen / Musa-Dschalil-Medaille des Weltkongresses der Tataren an Venera Gerasimov-Vagizova, Dr. Hotopp-Riecke und Dr. Theilig

Die Workshops und die Soirée in Magdeburg waren der Abschluß von diversen Veranstaltungen zum Musa-Dschalil-Jubiläum, an denen das ICATAT auch international beteiligt war, so in Kasan (Tatarstan) und Berlin.

In Tatarstan gab es Lesungen, Filmvorführungen, eine internationale Konferenz an der Föderalen Staatsuniversität Kasan (KFU), Arbeitstreffen an der Akademie der Wissenschaften, Gedenkveranstaltungen im Nationalmuseum Tatarstans und am Dschalil-Memorial vor dem Kasaner Kreml. Zusammen mit der Tochter Musa Dschalils, Tschulpan Salilowa, war Mieste Hotopp-Riecke als Gast, Redner und Zuhörer an all diesen Veranstaltungen beteiligt, begleitet von einem breiten Medienecho. Eine Rückschau als russischsprachiges Medienreview  findet sich hier als pdf.

Nach den diversen Veranstaltungen in Tatarstan mit hunderten Teilnehmer*innen präsentierten Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Nachkommen des Dichters eine Kultur- und Gedenk-Gala in Berlin im Haus der russischen Wissenschaft und Kultur. Federführend hier waren Venera Gerassimov-Vagizova vom Vorstand „Tatarlar Deutschland e.V.“ sowie ihre Tochter Dzhuliya vom Verein der tatarischen Jugend Deutschlands „ARGAMAK“. Dzhuliya wohnt in Magdeburg und war auch hier emsig mit tatarischen, syrischen und aserbanischen Jugendlichen an der Durchführung der Veranstaltungen beteiligt.

Im Haus der Russischen der Wissenschaft und Kultur in Berlin wurde zwischen der Evangelischen Schule Neuruppin und der Musa-Dschalil-Schule Moskau eine Schulpartnerschaft beschlossen. Die Initiative dazu kam von Rosa Habibullina, Kulturreferentin der Dschalil-Schule in Moskau und Hotopp-Riecke (ICATAT). Fachlich begleitet wird die inhaltliche Arbeit vom ICATAT und dem Brandenburg-Preußen-Museum in Wustrau, wo während des II. Weltkrieges Musa Dschalil interniert war. Zu dieser Thematik fand im Januar 2016 bereits ein einwöchiger Schülerworkshop im Museum statt.

Das ICATAT bekam sowohl vom Vertreter des Weltkongresses der Tataren, der Akademie der Wissenschaften Tatarstans und des Musa-Dschalil-Museums diverse Buchpräsente für die TATARICA-sammlung der Instituts-Bibliothek überreicht. bücherI

Anläßlich des 110. Geburtstages von Musa Dschalil wurde von der Republik Tatarstan eine Gedenkmedaille „In Erinnerung an den 110. Jahrestag der Geburt von Musa Jalil.“ herausgegeben. Die Vorderseite der Münze zeigt M. Dschalil in Gestalt des politischen Instrukteurs der Roten Armee, auf der Rückseite die Worte des Dichters: „Leben so, dass nach dem Tode Unsterblichkeit bleibt.“ Das Zertifikat für die Medaille wurde vom stellvertretenden Premierminister der Republik Tatarstan und bevollmächtigtem Vertreter der Republik Tatarstan bei der Russländischen Föderation, R.K.Ahmetshinym, unterzeichnet. Medaillen werden an Personen vergeben, die zur Erhaltung des Vermächtnisses von Dschalil beigetragen haben und die sich um weitere Erforschung, Verbreitung und das Studium seines Werkes, seines Lebens und seiner Zeit einsetzen.

Drei Medaillen wurden nach Deutschland gesandt und von den Vertretern des Weltkongresses der Tataren, Danis Schakirwo, und Rosa Habibullina, Bevollmächtigte der Moskauer tatarischen Kulturautonomie, in Berlin und Magdeburg verliehen. Preisträger in Deutschland sind Dr. Stephan Theilig, Venera Gerasimov-Vagizova und Dr. Mieste Hotopp-Riecke, die sich seit einem dutzend Jahren um Musa-Dschalil-Forschung verdient machen.